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Ich lege es in die Mitte

Die Angst seine eigene Meinung zu sagen entsteht meistens in unserer Kindheit. Wir wollen nämlich von klein auf geliebt und anerkannt werden. Es ist ein Grundbedürfnis um als Kleinkind zu Überleben.

Als Kind hatte man aber früher nicht das Recht zu „widersprechen“. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass uns niemand zuhört, dass wir sogar ausgelacht oder aufgefordert werden den Mund zu halten.

Und so behalten wir als Erwachsene dann unsere Meinung aus folgenden Gründen für uns:

– wir haben Angst abgelehnt zu werden wenn wir unserem Gegenüber widersprechen

– wir streben nach Harmonie und stimmen deswegen andern zu oder halten den Mund auch aus Angst vor Streit, Kritik oder Konflikten

– wir fürchten die Anerkennung anderer zu verlieren und machen uns Gedanken darüber was andere über uns denken könnten wenn wir unsere Meinung äußern 

So steckt auch im Verb „AN-ECKEN“ das Wort „ECKEN“ und diese sind nun mal spitz. Und wenn man sich daran stößt, kann man sich verletzen und das kann schmerzlich sein.

Die meisten Menschen haben Erfahrungen gemacht, dass es „wehtun“ kann, wenn man seine Meinung vertritt, besonders wenn diese nicht der mehrheitlichen Meinung entspricht.

Und deshalb sagen wir oft nicht unsere Meinung und akzeptieren, dass andere bestimmen wo es langgeht und was getan wird. Wir treten so durch ein Schweigen auch unsere Macht an andere ab.

Weil wir eben auf Zuwendung hoffen, stehen wir nicht zu UNS und zu unseren eigenen Werten.

Weil wir „gemocht“ werden wollen, stellen wir nichts infrage und wenn, dann nicht laut.

Wir hoffen so auf Zustimmung, Beifall oder im beruflichen Umfeld auch auf finanzielle Anerkennung.

Bei nicht „stimmigen“ Anordnungen von Chefs, Partnern, Kollegen, Eltern,… traut man sich nicht dieses laut infrage zu stellen, aus Angst zum Außenseiter zu werden, den Job zu verlieren, den Freund zu verlieren, nicht mehr anerkannt, geliebt, gesehen zu werden.

Eine eigene Meinung zu haben und diese dann auch mutig zu äußern fällt vielen Menschen schwer.

Wir glauben meistens, dass die Meinung anderer MEHR zählt als unsere eigene. Besonders wenn es sich dabei um sogenannte „Autoritätspersonen“ wie Eltern, Lehrer, Ärzte oder Chefs handelt. In den Dörfern gehörte früher auch der Pfarrer zu diesen „Autoritäten“.

Sobald wir einer Person eine gewisse Autorität zuschreiben (Aussehen, Auftreten, Beruf, Rolle) lassen wir und davon stark beeinflussen.

Und obwohl wir selbst eine ganz andere Meinung haben, trauen wir uns die nicht zu äußern.

Wenn man jedoch nie seine Meinung sagt, ist das auf lange Sicht schädlich:

Es führt zu einem inneren Konflikt bei Dir. Nach „Außen“ sorgst Du für „Harmonie“, im „Innern“ wirst Du jedoch unzufriedener und frustrierter… und das zieht jede Menge Energie ab, was wiederum zu Depressionen oder z.B. einem Burnout führen kann.

In Beziehungen (ob in der Partnerschaft, Arbeit, Freundeskreis, zu Eltern, zum Kind) wirken unausgesprochene Meinungsverschiedenheiten wie ein schleichendes Gift.

Während man innerlich unzufriedener wird und der Gegenüber nicht versteht warum, führt das im schlimmsten Fall sogar zu einem Scheitern der Beziehung (z.B. einer Partnerschaft oder einer Freundschaft).

Wenn Du jahrelang allem zustimmst und dich doch plötzlich „traust“ zu DIR und DEINER Meinung zu stehen, führt dies auch oft zu Beginn dann zu Unverständnis, zu Überforderung und zu Konflikten bei Deinem Gegenüber.

Deshalb ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass es NICHT DIE Wahrheit gibt, dass es NICHT nur „eine richtige Meinung“ gibt!!

JEDER hat ein Recht auf eigene Meinung. Er darf sie jedoch nicht anderen auferlegen. Es gilt auch nicht anderen Leute Meinung zu BEWERTEN. Es gibt keine „gute“ oder „schlechte“ Meinung, keine „richtige“ oder „falsche“. Es gibt eben VERSCHIEDENE Meinungen, aber keine ist „besser“ oder „schlechter“!

Und wenn jemand seine Meinung sagt, dann „LEGT ER DAS IN DIE MITTE“, d.h. er stülpt seine Aussage nicht andern über und behauptet, dass es eine allgemeingültige Wahrheit sei. Er überlässt seinen Mitmenschen die Freiheit selbst zu entscheiden ob diese Meinung auch stimmig für ihn ist. Er ist NICHT verantwortlich dafür wenn andere sich an seiner Aussage stören oder weiter andere sich vielleicht daran inspirieren.

Es ist wie ein Buffet: Man legt seine Meinung dort auf den Tisch, „in die Mitte“.. und das darf dann jeder tun. Jeder bringt etwas mit zum Buffet und legt es auf den Tisch.

Ob nun andere Menschen diese Meinung teilen, sich daran inspirieren oder sie ignorieren, …  ist deren EIGENE Verantwortung.

Ob ich mir vom Buffet etwas nehme was mir gefällt, was stimmig für mich ist oder ob ich nichts (über)nehme, deshalb ist das „Essen“ nicht besser oder schlechter.

Wenn ich eine andere Meinung habe als mein Gegenüber ist nichts Schlimmes dabei.

Wenn jeder den andern akzeptiert wie er ist, ohne ihn zu bewerten, wenn jeder seine Meinung mitteilt ohne Angst nicht mehr geliebt und anerkannt zu werden, wenn beide Gesprächspartner sich dessen bewusst sind und auch kommunizieren, kann VERTRAUEN entstehen, Angst sich lösen und LIEBE fließen.

Von ♥️ zu ♥️ Nicole