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Braves Mädchen

„SEI EIN BRAVES MÄDCHEN! SEI EIN TAPFERER JUNGE!“ Die erzogene „Rollen“ und ihre Auswirkung auf unser Beziehungsleben.

Als Kind musste man BRAV sein. 

Immer wieder hörte man von Bezugspersonen wie Eltern und später von Lehrer:

 „Wenn Du brav bist, bekommst Du … oder dann machen wir ….“ .

Wenn man nicht „brav“ war wurde Liebe entzogen oder mit Bestrafung gedroht.

Ich möchte klarstellen, dass es hierbei um keinerlei SCHULDZUWEISUNG geht! 

Unsere Eltern und auch die Lehrer haben ihr Bestes getan. Sie haben nach ihrem besten Wissen und Gewissen gehandelt, sich an ihrer eigenen Erziehungsmethode orientiert bzw. waren viele zum Teil mit sich selbst überfordert (Kriegstraumata), ihr Inneres Kind zeigte sich auch regelmäßig, jedoch waren sie sich dessen nicht bewusst.

Seit ich denken kann, war ich ein „braves“ Mädchen. 

Was heißt nun genau „brav“ sein?

– Sich ANPASSEN an das was von uns ERWARTET wird

– Nicht laut und frech sein

– Nicht NEIN sagen

– Darauf achten, dass die andern mit einem zufrieden sind.

So bildet sich von der Kindheit an bis ins frühe Erwachsenenalter das Glaubensmuster:

„Wenn ich brav bin, bin ich gut, dann liebt man mich, man bringt mir Wärme, Nähe, Zuneigung, Lob und Anerkennung entgegen…“

Wenn ich nicht brav war wurde ich hauptsächlich IGNORIERT. 

Gar nicht beachtet zu werden, kann wesentlich mehr wehtun als „bestraft“ zu werden.

Was macht das mit mir nun als FRAU?

Wir dürfen nicht nur Mitgefühl mit unseren Mitmenschen haben sondern auch MITGEFÜHL mit sich SELBST!

Viele Frauen (und auch Männer) leben noch immer ihr Leben so, damit sie den Erwartungen anderer entsprechen.

Sie können nicht ENTSCHEIDEN… sie überlegen zuerst ob die Eltern, der Partner, die Freundin, das Kind, … mit etwas einverstanden sind.

Da möchte man erneut ein „braves Mädchen“ („braver Junge“) sein, man „muss“ tun was von einem erwartet wird (auch auf der Arbeit).

Man sagt „JA“, weil man „brav“ sein will. Selbst im Freundeskreis kann man schwierig mal „NEIN“ sagen…

Dieses Muster habe ich jahrelang gelebt und auch heute ertappe ich mich noch immer dabei … 

Wenn es einem dann bewusst wird, dass man erneut im alten Glaubenssatz festhängt, ist es wichtig sich nicht dafür zu bewerten. Wichtig ist, dass man es sich bewusst wird … nur so kann es zu einer Entwicklung und Veränderung kommen … jeden Tag ein bisschen mehr. J

Aber WARUM will ich überhaupt „brav“ sein?

Das Innere Kind in mir meldet sich erneut! Ich bin „brav“, weil ich ANGST habe, dass man mir sonst  LIEBE entzieht:

– Auf der Arbeit bekomme ich z.B. keine Anerkennung, keinen Lob.

– Die beste Freundin kündigt mir die Freundschaft.

– Meine Eltern, mein Partner, mein Kind ist beleidigt, kühl, geht auf Distanz, ignoriert mich…

Und solche Reaktionen tun dann weh…

Es gilt also  hier das MUSTER / FORMEL: Wenn ich brav bin, werde ich geliebt!

Und so ziehen wir uns immer wieder Menschen ins Leben die uns unbewusst herausfordern, die uns dazu bringen mal zu hinterfragen: 

STIMMT DAS ÜBERHAUPT? Werde ich nicht mehr geliebt, wenn ich nicht mehr brav bin?

Die aktuelle Zeit fordert uns immer mehr raus, mal nicht mehr „brav“ zu sein, etwas zu tun was andere sich nicht von uns denken können.

Es geht darum:

  AUFSTEHEN und zu meinem Gegenüber (Eltern, Freundin, Partner, Kinder, Chef, Arbeitskollege,…) sagen „NEIN, so möchte ich das nicht“.

– Für SICH EINSTEHEN und SEINE Meinung sagen … aber zugleich selbst akzeptieren, dass mein Gegenüber auch eine eigene Meinung haben darf!

Deshalb ist auch die Frage berechtigt:

Muss MEIN Kind „brav“ sein? So sein wie ICH mir es vorstelle? So sein wie ICH als Kind sein MUSSTE?

WO verhalte ich mich, dass jemand anderer NICHT vor den Kopf gestoßen ist?

WO wäge ich meine Worte ab um andere nicht zu triggern?

WO passe ich mich an?

Frauen ziehen oft Männer ins Leben die herausfordern, dass man als Frau endlich sagt:

  „Ich bin NICHT mehr das brave Mädchen!“

– „Ich brauche nicht mehr meinem Papa zu gefallen.“

– …

Viele Frauen (und das betrifft auch mich) haben als Kind alles getan, „damit der Papa einen sieht, einen liebt“. 

Der Vater ist entwicklungspsychologisch die „erste Liebe“ des Mädchens … sowie die Mutter die erste Liebe des Jungen ist (Ödipuskomplex).

Und dieses Muster wiederholt sich dann auch in den Beziehungen: „Ich SOLL so sein, wie mein Partner mich gerne hätte.“

Dieser SPIEGEL DES LEBENS will uns jedoch zeigen, dass dieses Muster sich ausgedient hat:

Ich MUSS nicht das tun, was der andere verlangt oder erwartet, wenn es nicht MEINEN Werten, Vorstellungen vom Leben, meinem inneren Selbst entspricht.

Was sind denn eigentlich die EIGENEN Werte? Wenn man von Kindestagen an die Werte der Eltern, der Gesellschaft, des Partners, … übernommen hat?

Das ist nicht immer einfach herauszufinden ….jedoch brauch man an sich nur auf sein Inneres zu fühlen, in sich hinein zu spüren, fühlen sich diese Werte und Prinzipien leicht oder schwer an? 

Wenn man jahrelang nicht auf diesen INNEREN KOMPASS hört … schlägt plötzlich der Körper „Alarm“.

Mittlerweilen höre ich auf meinen Körper … und wenn ich z.B. aus nicht erklärbaren Gründen länger anhaltende Schmerzen habe, während Tagen mich eine Müdigkeit plagt, Druck im Kopf oder im Magen/Darm verspüre, usw. dann halte ich inne … ich ziehe mich zurück mit MIR … brauche eine Pause … 

Und in dieser Stille, in diesem „Rückzug“ schaue ich mir das Ganze zuerst  von „oben“ an …. aus der Adlerperspektive … um anschließend nach INNEN zu schauen und mir bewusst zu werden:

– Welche WERTE habe ICH?

– Nach welchen Prinzipien möchte ICH leben?

– Was ist mir wichtig in meinen zwischenmenschlichen Beziehungen?

Wenn ich mir selbst darüber im Klaren bin, kann ich die bestehenden Beziehungen überprüfen und selbstverantwortlich und als Erwachsener entscheiden WIE ich leben will.

Es geht darum MUT zu haben und zu dem was für mich wichtig ist zu stehen.

Als KIND ist man auf andere, auf Erwachsene (Eltern, Lehrer, .. ) angewiesen um zu überleben und aus diesem Grund versuchen die Kinder auch den Anforderungen der Versorger zu „entsprechen“… bevor sie normalerweise im Jugendalter in der Pubertät sich von den Bezugspersonen loslösen, indem sie bewusst die Regeln und Ratschläge der Eltern umgehen damit sie sich zu einem selbstverantwortlichen, selbstsicheren Erwachsenen entwickeln können.

Oft hat diese Ablösung jedoch nicht so stattgefunden … 

Aber JETZT als Erwachsener sind wir für unsere Versorgung selbstverantwortlich und für unser eigenes Glück verantwortlich! Sonst niemand! Kein Partner, kein Kind, keine Freundin, … und auch nicht mehr unsere Eltern!

Deshalb ist es wichtig KLAR zu KOMMUNIZIEREN WAS ICH WILL und WIE ICH mich FÜHLE!

Und hierbei gilt es auch mein Gegenüber NICHT anzugreifen oder zu BESCHULDIGEN.

Wir haben ALLE das Recht für UNS einzustehen.

Wir müssen niemandem entsprechen.

Solange wir dieses MUSTER nicht erkennen und nicht bewusst durchbrechen, wiederholen wir es immer wieder… egal in welcher Beziehung … und egal in wieviel Beziehungen!

Es ist wie eine Art „BEZIEHUNGSMASCHINE“ die läuft und läuft und läuft…. 

Wie der Hamster im Hamsterrad ….

Jeder ist selbstverantwortlich die Schrauben in dieser Maschine umzustellen oder aus dem Hamsterrad zu springen … 

Von ♥️ zu ♥️ 

Nicole